60 Jahre Römische Verträge. Ein Grund für alle Europäer zu feiern. 1957, nur 12 Jahre nach Ende des 2.Weltkrieges 1945, schufen die Niederlande, Italien, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland die Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und Europäischen Atomgemeinschaft. Die Vorläufer der heutigen Europäischen Union. Unterschrieben wurden die Verträge in Rom, wo 60 Jahre später auch die Hauptfeierlichkeiten vollzogen werden.
Der damalige Vertrag entstand aus den Erfahrungen und Eindrücken des Weltkrieges. Mit Hilfe von der Zusammenarbeit in der Wirtschaft sowie Kooperationen wollte man einen derartigen Ausbruch von Gewalt für die Zukunft verhindern. Nach und nach kamen weitere Länder hinzu. Dänemark 1973, zeitgleich mit Groß-Britannien und Irland. Spanien folgte 1986, Österreich 1995. Nachdem 1989 der Ostblock zerfiel, waren im Jahre 2004 die baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland, die ersten Ostländer die in die EU aufgenommen wurden. Kroatien war 2013 das vorerst letzte Land, das die EU zu insgesamt 28 Mitgliedsstaaten anschwellen lies. Das ist aber nur noch bis zum 29.3.2017 der Fall. Die Briten haben angekündigt, vom 24.3—26.3.2017 in Rom noch mitzufeiern, ehe sie dann Ende März den Austritt bei der EU offiziell einreichen werden.
Rund 510 Millionen Menschen leben zurzeit in der Europäischen Union: hört sich viel an, sind aber nur rund 7,5% der Weltbevölkerung. Und etwa halb so viele Menschen wie in China oder in Indien. Die USA kommen immerhin auf rund 320 Millionen Einwohner. Warum ist das wichtig? Alleine anhand dieser nackten Zahlen wird deutlich, wie wichtig es für die einzelnen Länder ist, einen starken Verbund zu haben, um politische und wirtschaftliche Interessen den „Partnern“ gegenüber zu vertreten. Ein Land wie Österreich mit rund 8 Millionen oder aber auch Frankreich mit seinen immerhin 66 Mio. Einwohnern, hätte gegenüber Handelspartnern wie China oder USA wenig auszurichten. Daher werden Handelsabkommen in der Regel zwischen der EU und den Handelspartnern abgeschlossen. Zusammen hat man eben „bessere Karten“. Immerhin ist Europa so (noch) der stärkste Wirtschaftsraum der Welt.
Europa trotz Problemen ein Erfolg /Kommentar
Auch wenn es in allen EU-Ländern einige Probleme gibt und vieles verbessert werden muss, ist die EU „alternativlos“. Denn ohne die EU würde es keine Fördergelder aus Brüssel geben, Infrastruktur nicht gebaut, ein Warenaustausch wäre nur unter erschwerten Bedingungen möglich, es gäbe keine einheitlichen Standards / Normen, Reisen erschwert, die Wahl des Studien- und Arbeitsplatzes eingeschränkt und die Arbeitslosigkeit (besonders die Jugendarbeitslosigkeit) wäre zum Teil sicher noch höher. Und ja: um etwas aus dem Topf zu bekommen, muss man was rein tun. Das ist wie bei jedem Ortsverein. Allerdings ist Solidarität keine Einbahnstraße, das wird momentan hier und da etwas falsch verstanden.
Besonders die Generation, die den Krieg nur noch aus den Büchern kennt, sollte jeden Tag einmal dankbar sein, in einer Europäischen Union zu leben, in der Menschenrechte, Meinungsfreiheit (Gruß nach Polen und Ungarn) und Gleichberechtigung im Grunde gewährleistet sind. Alle Dinge, die es so erst nach 1945 gibt (also das erste Mal in der 200.000 jährigen Menschheitsgeschichte), zum Teil mühsam erstritten aber letztendlich festgeschrieben in Gesetzen. Es ist daher nicht zu verstehen, warum einige Menschen an „Europa“ rütteln. Europa selbst scheint auch nicht das Problem zu sein, sondern vielmehr der „Erfolg“ der Europäischen Union bringt das Gerüst zum Wanken. Die Generation ab 1970 kennt nur Frieden und lebt zum Teil im Überfluss. Was Krieg, Zerstörung, Angst oder Hunger bedeutet, ist fremd. Es scheint uns hier und da schon fast etwas zu „langweilig“ in Europa zu sein, was sich auch in einem massiven politischen Desinteresse ausdrückt.
Neue gemeinsame Ziele und Visionen
Damit das nicht im Desaster und mit neuen Demagogen endet, müssen die Europäische Union und ihre Bürger einen gemeinsamen Weg sowie gemeinsame Aufgaben und Ziele finden, um die nächsten 60 Jahre ein Erfolgsmodell zu bleiben. Aufgaben gibt es genug – Jugendarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Umweltschutz, Fluchtgründe eliminieren, Friede / Aufbau im Nahen Osten, etc.. So wie die Gründerväter 1957 die Vision von Frieden und Gemeinschaft hatten, gilt es neue Visionen und Ziele zu schaffen, die man gemeinsam erreichen möchte. Dann mal los – und Happy Birthday Europäische Union.
Die Feierlichkeiten in Rom werden live im Internet übertragen. Zum Livestream von „60th Anniversary of the Treaty of Rome celebrations” geht’s hier.
(VH)
Quellen:
http://www.eiz-niedersachsen.de/dialog-mit-der-eu/10-gute-grunde-fur-die-eu/