„Frauen sind mutiger als Männer“
Ohne Zweifel, der lateinamerikanische Papst Franziskus präsentiert ein neues Verständnis von Kirche und möchte nach eigenen Worten „ein Papst im Stil eines Pfarrers sein“. Wie und wozu er sich am Ostersonntag äußerst, übertragen wir in unserem Livestream. In seiner bisherigen Amtszeit hat er schon viel in Bewegung gebracht, ist jedoch nicht selten auch auf Ablehnung gestoßen. Besonders sein Apostolisches Schreiben „Amoris Laetitia“ („die Freude der Familie“), laut dem sich Franziskus für eine Kommunion wiederverheirateter Geschiedener ausspricht, stößt auf Widerwillen und Ablehnung. Er verstoße damit gegen die heiligen Sakramente, sagen konservative Kardinäle, die wiederum mit Liberalen aneinander geraten. Eingeweihte Beobachter im Vatikan berichten davon, dass „die Gefahr einer Kirchenspaltung zweifelsohne zugenommen habe. Denn zuvor war die vorgegebene Lehre klarer formuliert.“
Der Kampf um den richtigen Kurs geht weiter
Papst Franziskus entgegnet hingegen öffentlich: „Mir ist eine Kirche, die in einen Unfall geraten ist, tausendmal lieber, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit krank ist“. Außerdem lies er verlautbaren, dass die Kirche „ein Feldlazarett sein muss, um Wunden zu heilen“. Seine Kontrahenten sehen das anders und halten ihm ihr klassisches Verständnis der Kirche entgegen: „Die Kirche ist ein Kirchenhaus!“
Während Papst Franziskus die 500jährige Reformation feiert, so stellt beispielsweise der gebürtige Oberpfälzer, Kardinal Müller, den Grund einer Feier in Frage. Laut ihm handelte es sich bei der Reformation vielmehr um eine Spaltung. Müller, der einst durch Papst Benedikt den Titel Präfekt erlangte, wurde von Franziskus aus diesem Amt entlassen.
Der Stilwechsel des Papstes stößt in der Innenwahrnehmung der Kirche auf negative Kritik. Nach Außen hin überwiegt der positive Eindruck. Einerseits wird ihm ein zu starkes soziales Handeln unterstellt, andere Kritiker nennen seine Innovationen einen Tropfen auf den heißen Stein. Franziskus veranlasste in einer der schwersten Glaubwürdigkeitskrisen der Kirche in 2006 eine Kinderschutzkommission, um den Missbrauch minderjähriger aufzuarbeiten und vorzubeugen. Dieser umstrittene, liberale und mutige Papst zeigt sich am Ostersonntag, wird mit Spannung auf dem Petersplatz verfolgt und versucht weiterhin die Kluft zwischen Lehre und Leben zu überbrücken. Mit whats live? kommen sie dem Papst an diesem Tage etwas näher.
(TS)