Schon lange vor Beginn des G20 Gipfel warf das Ereignis seine Schatten voraus. Positiv wie negativ. Während G20 Gegner und Polizei im Vorfeld den „Einsatz“ trainieren, finden seit Monaten vorbereitende Events in ganz Deutschland statt. Der Bekannteste dürfte das G20 Women Summit in April gewesen sein, bei dem „First Daughter“ Ivanka Trump ihren großen Auftritt neben Angela Merkel, Königin Maxima oder Christine Lagarde hatte.
Am 7. und 8. Juli 2017 ist es dann soweit. Die Köpfe der wichtigsten 20 Industriestaaten + EU, EZB, IWF und WHO kommen auf der Messe in Hamburg zusammen – immerhin 90% der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die Kanzlerin selbst hat ihre Geburtsstadt für diesen Gipfel vorgeschlagen – sehr zu Freuden des 1. Bürgermeister Olaf Scholz und zum Leidwesen vieler Hamburger. Proteste gegen das Treffen sind von vielen seriösen NGO’s – aber auch von Chaoten – angekündigt. So richtig wundert es nicht, kommen doch Personen zu dem Treffen, die in der vergangenen Zeit alles andere als förderlich für Demokratie, Menschenrechte oder Ökologie waren.
Schaulaufen der Alphamännchen, 5 Frauen und 2 Absagen
Zu nennen ist unter anderem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Hier befürchten die Behörden, dass sich Erdoğan Anhänger und Kurden in die Quere kommen werden. Auch Russlands Präsident Putin, der chinesische Präsident Xi oder aber auch Indonesiens Präsident Joko Widodo, der durch zahlreiche Hinrichtungen für Drogenbesitz bekannt wurde, dürften die Hitze der Demonstranten eher anfachen.
Natürlich wird viel Aufmerksamkeit auf Donald Trump ruhen. Der Enfant terrible der USA Politik wird im Gästehaus vom Hamburger Senat wohnen und mit Sicherheit für die eine oder andere Einlage zu haben sein. Jedenfalls ist ihm u.a. mit „Earth First“ (Greenpeace) ein großer Teil der Proteste gesichert. Ein Herrscher der in (deutscher) Kritik steht hat seine Teilnahme abgesagt. Der saudische König Salman wird nicht kommen. Brasiliens Staatspräsident Michel Temer hat wegen innenpolitscher Pflichten den Termin gecancelt. Er muss sich in seinem Land gegen Korruptionsvorwürfe wehren. Aber es kommen auch gern gesehene Politiker. Emmanuel Macron aus Frankreich, der Ministerpräsident von Kanada Justin Trudeau oder auch der Italiener Paolo Gentiloni. Eingeladen als Gäste sind u.a. die Niederländer, die durch Mark Rutte vertreten werden, sowie Spanien und auch Norwegen. Mit Erna Solberg (Norwegen), Angela Merkel, Theresa May, Christine Lagarde (IWF) und Margaret Chan Fung Fu-chun (WHO) durchbrechen immerhin 5 Frauen den Reigen der Anzugträger.
Das Programm des G20 Gipfels in der Übersicht:
6. Juli:
Anreise der G20 Köpfe + Geleit
7. Juli:
09:30 Uhr / Treffen an der Messe
12:30 Uhr / Familienfoto
13:30 Uhr / Begrüßung Merkel und Sitzung bis 17:00 Uhr
19:00 Uhr / Konzert in der Elbphilharmonie mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, dirigiert von Kent Nagano. Im Anschluss Abendessen.
8. Juli:
10:00 Uhr / Beginn der Konferenz in der Messe. Das Ende wird am Nachmittag erwartet.
Die Sicherheitsvorgaben sind immens. Sperrzonen rund um das Messegelände, aber auch um die Unterkünfte der Staatschefs werden eingerichtet. Trotz aller Kritik und Protesten bleibt es zu hoffen, das Themen wie Umwelt, Flüchtlinge, Wirtschaftsentwicklung und Krisenbewältigung angesprochen werden. Und dass der eine oder andere Punkt verabschiedet wird, der zur Lösung der großen Probleme mittelfristig beiträgt. Denn auch wenn es schwer fällt und viel Geld kostet – eine andere Lösung als miteinander zu reden gibt es nicht, um die Krisen unserer Zeit zu bewältigen. Bleibt zudem zu hoffen, dass die Demonstranten es mit Menschenrechte und Menschenwürde konsequent ernst meinen. Denn auch Polizisten, Pressevertreter und Anwohner fallen unter diese Grundrechte.
Der Gipfel wird von zahlreichen Medienvertretern begleitet. Zusätzlich gibt es natürlich Livestreams von der Veranstaltung, die auf whats live? verfolgt werden können.
(VH)