Es ist der Höhepunkt der Wiener Ballsaison. Der Wiener Opernball findet heuer am 23.2.2017 in der Wiener Staatsoper statt. Die Damen werden sich in feine Roben und die Herren in einen Frack zwängen, um an diesem gesellschaftlichen Ereignis sehen und gesehen zu werden.
Moderiert wird die TV- und Livestream-Übertragung von Mirjam Weichselbraun und Alfons Haider. Los geht es mit den beiden ab 21:05 Uhr am Roten Teppich. Live-Stimmen vor dem Ball wird Barbara Rett einsammeln. Durch das Programm führen wieder Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz. Mit mehr oder weniger launischen Kommentaren.
Jonas Kaufmann, Karl Lagerfeld und eine Oscar Gewinnerin
Die Tiara’s die von den Debütantinnen getragen werden, sind von Svarovski gestellt und in diesem Jahr von keinem geringeren als Modezar Karl Lagerfeld designt . Der Zuschauer darf gespannt sein, warum sein Motto für die Schmuckstücke „Die schöne blaue Donau“ heißt. Ein weiterer Höhepunkt nach dem Einzug der Debütanten, ist in diesem Jahr der Auftritt von Startenor Jonas Kaufmann. Er tritt erstmals auf dem Wiener Opernball auf und singt Arien aus „Carmen“ (Bizet) und „Das Land des Lächelns“ (Lehár). Darauf darf man sich freuen.
Erstmals wird auch Alexander Van der Bellen als Bundespräsident dem Ball beiwohnen. Erwartet werden weitere Spitzen aus Politik und Gesellschaft. Allerdings ist in diesem Jahr tatsächlich im Moment noch die Frage offen, ob das Enfant terrible des Wiener Opernballs, Richard „Mörtel“ Lugner am Ball teilnehmen wird. Er laboriert u.a. an einer Erkältung und ist nach der schlagzeilenträchtigen Scheidung von seiner „Cathy“ wohl auch mental etwas angeknackst. Nichtsdestotrotz lockt er auch 2017 wieder einen Stargast an die Donau. US-Schauspielerin und Oscar Gewinnerin Goldie Hawn wird in Wien als Lugner’s Ehrengast erwartet. Nach Kim Kardashian (2014), Paris Hilton (2007) oder Ivana Trump (1994) wird es mit Hawn sicher etwas ruhiger in den Schlagzeilen zugehen.
Der Opernball – eine lange Tradition mit Unterbrechungen
Der Wiener Opernball schaut auf eine lange Tradition zurück und kann sich durchaus als Fortführung der zahlreichen Bälle und Feste zur Zeit des Wiener Kongress sehen. Die Bälle 1814 / 1815 waren allerdings mehr strategischer Natur für die vielen Gäste, Politiker und Hochadligen die in Wien weilten. Wollten doch die Verhandlungsführer rund um Metternich, Castlereagh, Tallyrand , Humboldt & Co. möglichst viel Ablenkungen für König, Zar und Kaiser, damit sie ihnen nicht ständig ins „Handwerk pfuschten“. Besonders bei den Preußen (König Friedrich Wilhelm III) gelang das nur bedingt und der offizielle Gastgeber, Kaiser Franz I von Österreich, war durch die vielen Partys am Ende des Kongresses so gut wie pleite.
Danach war auch erstmal Schluss mit Feiern. Erst 1862 kam es wieder zu ersten Bällen in der Stadt an der Donau. 1877 gab auch der Kaiser seine Zustimmung. Obwohl das jetzt schon 140 Jahre her ist , färbt genau diese Zeit der k. & k. (kaiserliche und königliche) Monarchie, auch heute noch auf die Stadt, Menschen und den Opernball ab (den Sissi-Filmen sei Dank). Nachdem es nach 1918 keinen Kaiser mehr gab, wurde ab 1921 wieder festlich gefeiert. Das ging bis zum Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahre 1935. Danach war wiedermal Pause mit dem Wiener Opernball. Im Jahr 1955 wurde das im Krieg zerstörte Opernhaus wieder aufgebaut und ab 1956 wurde ununterbrochen der Wiener Opernball in der Staatsoper veranstaltet.
Berühmt wurde der Opernball aber nicht nur wegen seiner Historie. Auch die Zeremonie ist einmalig. Es dürfte wohl kaum ein Mädchen aus Österreich geben, die nicht als Debütantin auf dem Opernball in einem weißen Kleid auftreten möchte. 144 Debütantenpaare gab es 2016, die nach vielen Proben den Einzug des „Jungdamen- und Jungherrenkomitees“ den rund 5.000 Gästen vorführen durften. Um dabei zu sein Bedarf es einem Vortanzen vor dem Komitee, und die eine oder andere Beziehung kann sicher auch nicht schaden. Die Kleiderordnung für den Auftritt ist dabei streng vorgegeben:
Damen
schneeweißes Ballkleid (ohne Reifrock, ohne glitzernde Applikationen), weiße lange Handschuhe, weiße Schuhe, Haare hochgesteckt
Herren
schwarzer Frack, weiße Fliege, weiße Weste, weiße Handschuhe, schwarze Lackschuhe
Der Ablauf des Opernballs 2017 im Überblick
- Fanfare von Karl Rosner
Witolf Werner – Bühnenorchester der Wiener Staatsoper - Österreichische Bundeshymne
Andreas Spörri – Wiener Opernball Orchester - Europahymne von Ludwig van Beethoven
Andreas Spörri – Wiener Opernball Orchester - Polonaise aus der Oper „Eugen Onegin“, von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Einzug des Jungdamen- und Jungherren-Komitees
Andreas Spörri – Wiener Opernball Orchester - „Künstlerleben“, Walzer, op. 316 von Johann Strauß (Sohn)
Choreographie: Lukas Gaudernak
Wiener Staatsballett
Maria Yakovleva – Denys Cherevychko, Nina Poláková – Roman Lazik; Natascha Mair – Mihail Sosnovschi, Nina Tonoli – Eno Peci, Ioanna Avraam – Davide Dato, Alice Firenze – Masayu Kimoto; Iliana Chivarova – Leonardo Basílio, Eszter Ledán – Dumitru Taran, Anita Manolova – Jaimy van Overeem, Anna Shepelyeva – Attila Bakó, Laura Nistor – Alexandru Tcacenco, Adele Fiocchi – Kamil Pavelka
Studierende der Ballettakademie der Wiener Staatsoper
Sascha Goetzel – Wiener Staatsopernorchester - Ouvertüre aus „Carmen“von Georges Bizet
Semyon Bychkov – Wiener Staatsopernorchester - „La fleur que tu m’avais jetée“ aus „Carmen“ von Georges Bizet
Jonas Kaufmann
Semyon Bychkov – Wiener Staatsopernorchester - „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár
Jonas Kaufmann
Semyon Bychkov – Wiener Staatsopernorchester - Künstler-Gruß, Polka française, op. 274 von Josef Strauß
Choreographie: Roman E. Svabek
Andreas Spörri – Wiener Opernball Orchester
Jungdamen- und Jungherren-Komitee
- Eröffnungswalzer
‚An der schönen blauen Donau‘, op. 314 von Johann Strauß (Sohn)
Andreas Spörri – Wiener Opernball Orchester - Um Mitternacht und um 4 Uhr:
Fledermaus-Quadrille, op. 363 von Johann Strauß Sohn), deren Touren von Roman E. Svabek angesagt werden - Um 2 Uhr:
Orpheus-Quadrille, op. 236 von Johann Strauß (Sohn) – ebenfalls angesagt von Roman E. Svabek
Wer sich das alles nicht entgehen lassen möchte: der Rote Teppich und der Wiener Opernball können natürlich gemütlich und ohne Frack im Livestream auf whats live? verfolgt werden.
(VH)