Das ist allerdings nicht unbedingt einfach. Die US Bürger wählen nicht, wie in Deutschland, Bundes-Staatenübergreifend ihren Kandidaten. In den USA wählt jeder Bundesstaat getrennt. Die Ergebnisse der Bundesstaaten werden dann zum Endergebnis zusammengefasst. Dabei besitzt jeder Bundesstaat eine gewisse Anzahl an sogenannten „Wahlmännern“ (das können auch Frauen sein ;-)). Dabei entspricht die Zahl der Wahlmänner der Anzahl der Abgeordneten des jeweiligen Bundesstaates im Kongress. Je größer der Bundesstaat, desto mehr Abgeordnete / Wahlmänner hat er. Klingt logisch. In der Realität kann dadurch aber ein Kandidat gewinnen, der nicht von der Mehrheit der Bevölkerung gewählt wurde.
Wie kann das passieren?
Beispiel Wyoming mit rund 515.000 Einwohnern. Der kleine Staat stellt zwei Senatoren und einen Abgeordneten und bekommt damit drei Wahlmänner. Dazu im Vergleich Kalifornien . Der Staat hat etwa 36,5 Millionen Einwohner und kommt so auf 55 Wahlmänner. Teilt man die Anzahl der Einwohner durch die Zahl der Wahlmänner, stellt man schnell fest, dass hier die kleinen Staaten klar im Vorteil sind (171.000 Bürger in Wyoming pro Wahlmann, gegenüber 663.500 Bürger pro Wahlmann). Zudem gilt in 48 Staaten das „Alles oder Nichts“ Prinzip (Mehrheitswahl). Derjenige der die meisten Stimmen bekommt, erhält alle Stimmen der Wahlmänner (und wenn es nur eine Stimme mehr ist). Wie das insgesamt ausgehen kann, zeigt die Wahl Bush jr. vs. Gore im Jahr 2000. Obwohl Bush weniger Stimmen der Bevölkerung auf sich vereinigen konnte, zog er als Sieger ins Weiße Haus ein. Florida bescherte ihm, nach mehrmaligen Nachzählungen, die entscheidenden Wahlmänner.
Warum wird das Wahlsystem angewandt?
Das Wahlsystem wurde in den USA schon vielfach diskutiert, resultiert es doch aus der Zeit der USA Gründerväter. Sie trauten der damaligen Bevölkerung intellektuell einfach nicht zu, einen (den richtigen?) Präsidenten zu wählen. Stattdessen sollten das honorige Personen übernehmen.
„It was equally desirable that the immediate election should be made by men most capable of analyzing the qualities adapted to the station and acting under circumstances favorable to deliberation, and to a judicious combination of all the reasons and inducements which were proper to govern their choice.“
Die Idee der Wahlsystematik (Electoral College) wurde übrigens aus der alten Welt in die neue Welt mitgenommen. Im Rahmen der Kaiserwahl im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen (11 Jh.-1806) durch die Kurfürsten, wurde dieser Abstimmungsmodus installiert. Die Auswanderer haben diesen Modus in die USA „importiert“.
Aber immerhin hat schon auf den US-Wahlzetteln die Neuzeit Einzug gehalten. Auf den Papieren werden überwiegend die Namen der zu wählenden Kandidaten und nicht die Namen der Wahlmänner angegeben. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner. Für einen Sieg muss der Kandidat also mindestens 270 Wahlmänner (mehr als die Hälfte) für sich gewinnen. Neben dem Präsidenten wird am 8. November auch der Kongress neu gewählt. Hier haben im Moment die Republikaner die meisten Sitze. Das kann sich allerdings bei der kommenden Wahl ändern. Sollte Clinton gewinnen, würde ihr eine Umverteilung der Machtverhältnisse zu Gute kommen. Denn in der Vergangenheit wurde Barack Obama’s Politik im Kongress massiv ausgebremst.
Wer hat nach Umfragen die Nase vorne?
Nach aktuellen Umfragen hat die Demokratin Hillary Clinton die meisten Staaten und Wahlmänner hinter sich. Auch wenn beim ersten Blick auf die Karte der Republikaner Trump vorne zu sein scheint (mehr rot als blau in der Fläche, braune Flächen bedeuten bisher unentschieden).
Es ist übrigens in der Geschichte der US Wahlen auch schon vorgekommen, dass ein Wahlmann sich nicht an das Votum der Wähler gehalten hat (Faithless Electors). Allerdings hatten sie nie einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis der Präsidentenwahl. Wollen wir hoffen, das mit Rückblick auf den harten und zum Teil unfairen Wahlkampf, kein Novum im Jahre 2016 entsteht. Das Trump bereits im Vorfeld ein Anerkenntnis des Wahlergebnis in Frage stellt, ist bereits ein Novum in der langen Wahlgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika.
Auf whats live? wurden nicht nur viele Reden und die Debatten der beiden Kontrahenten übertragen. Es findet sich auf whats live? natürlich auch der Livestream der Präsidentenwahl am 8.11.2016 (in Deutsch und in Englisch).
(VH)
Quellen:
http://www.270towin.com/maps/DROXV
http://www.270towin.com/news/2016/10/30/weekend-polling-update_405.html#.WBoa8ljrvcs
http://dyn.realclearpolitics.com/elections/2016/