„Die FIFA wurde geschaffen, um den Fussball zu verbreiten, zu organisieren und zu fördern. Bei diesem ausserordentlichen Kongress können wir gemeinsam das Fundament für eine neue Ära legen, damit wir uns wieder voll auf unsere spannende Mission und damit den Kern des Fussballs konzentrieren können.“
Dies ist das Ende des Vorworts von Issa Hayatou, des aus Kamerun stammenden FIFA-Interimspräsidenten, zur Agenda des außerordentlichen FIFA-Kongresses am 26.2.16 in Zürich.
In wie weit es wirklich um Fußball geht, ist mit einem Blick auf die 5 Kandidaten für den FIFA-Vorsitz fraglich. Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa werden die besten Chancen zugerechnet. Der Vorsitzenden des Fußballzwergs Bahrain und des Asiatischen Verbands (AFC), versucht bereits Stimmen aus Afrika und Asien auf sich zu vereinen. Wenn es ihm gelingt, wird er kaum zu schlagen sein und führt so das Mantra der „alten“ FIFA – gibt’s Du mir gebe ich Dir- direkt weiter. Hinzu kommen Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen bezüglich seiner Rolle in der brutalen Niederschlagung der aufkeimenden Demonstrationen 2011 in Bahrain.
Da aber jedes kleine Fußball-Land das gleiche Stimmvolumen hat, wie z.B. die Fußballnationen Italien, Deutschland oder Brasilien, wird die Wahl von al Chalifa nur schwer zu umgehen sein. Zumal die anderen Verbände eher nichtssagende (bzw. etwas dubiose) Funktionäre ins Rennen gebracht haben. Die Sperrung des Hoffnungsträgers Platini hat auch die europäischen Länder in die Bredouille gebracht. Europäischer Kandidat ist der Schweizer Gianni Infantino. Aktuell UEFA Generalsekretär und einzig ernsthafte Gegner von al Chalifa. Er weiß zwar die Mehrzahl der Europäer hinter sich, dennoch gibt es erhebliche Zweifel das er den Vorsitz gewinnen kann.
Neben der Wahl des neuen FIFA Chefs und der Exekutive stehen auch einige Reformen an. Unter anderem das alle wichtigen Ämter nur nach einer externen Integritätsprüfung ausgeübt werden können. Außerdem das der neue Präsident künftig eher repräsentiert als regiert. Die Exekutive wird zu einem Council, das wie ein Aufsichtsrat wirken soll. Die Amtszeiten für beide Gremien werden auf max. 12 Jahre beschränkt. Mehr Macht bekommen der Generalsekretär und die Ständigen Ausschüsse.
Ein weitere Punkt auf der Agenda am 26.2. ist der Frauenfußball. In den nordischen Ländern, Deutschland, China oder USA sehr popülar. Unter Sepp Blatter wurde ein Topf aufgemacht, der den Frauenfußball in Entwicklungs-ländern fördern soll. Afghanistan, Pakistan, Palästina,Myamar oder auch Uganda, um nur einige zu nennen. Auch Bahrain gehört zu den Nutznießern dieses FIFA Programms. „Chefin“ des Frauenfußball dort, eine Schwester des amtierenden Scheichs. Wie dort allerdings mit Amtsträgern umgegangen wird, mußte die deutsche Trainerin und FIFA-Entwicklungshelferin, Monika Staab, feststellen. Sie wurde nach fast 2 Jahren als Nationaltrainiern entlassen, ohne zu Wissen das sie entlassen wurde. Eher Zufällig erfuhr sie, das ihr Job von ihrem Vorgänger mit sofortiger Wirkung übernommen wurde.Verbunden mit der „Bitte“, sich umgehend auf ihre Ausreise vorzubereiten. Sollte der Bahrainer Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa tatsächlich Präsident der FIFA werden, darf man auf bessere Fürhungskompetenzen hoffen.
Frisches Blut ohne Vorprägung durch den alten Machtapparat ist nicht in Sicht. Schließlich lässt auch eine Aussage des Interims-Präsidenten Hayatou tief in das selbstverständnis der FIFA blicken: „.. ich bin traurig, was meinen Funktionärskollegen in den letzten Monaten alles widerfahren ist,….“(Neue Züricher Zeitung“).
Quellen: Stern.de, FIFA.com, nzz.ch, (VH)